gStart in Montevideo, Uruguay
Nach 34 Tagen sind wir im Hafen von Montevideo von Bord gegangen. Die Abfertigung mit den Hafen-, Einreise- und Zollbehörden sind dank dem lokalen Agenten von Grimaldi sehr schnell schlank über die Bühne gegangen. In zwei Stunden hatten wir mit den anderen Reisenden alles hinter uns – es waren 12 Reisende mit 5 Fahrzeugen. Die Fahrzeuge kamen in eine Röntgenanlage und wurden so durchsucht. Waffen; Drogen, etc. waren hauptsächlich im Fokus. Kein Beamter betrat das Fahrzeug und inspizierte es wie wir erwartet haben. Noch nie haben wir, dank dem Röntgenbild, welches uns für den Zoll in die Hand gedrückt wurde, unseren Expi so transparent farbig gesehen.
Nach der formalen Einreise ging es hinter dem Hafen direkt auf die schöne Rambla zum Leuchtturm auf einer schmalen Landzunge. Seine Umgebung ist nun während 4-5 Tagen unsere erste Station in Südamerika. Direkt am Strand … na, nicht ganz: 10 Meter rechts und 150 m links bis ans Wasser. Sonnenaufgang rechts und Untergang links. Der Golfplatz nebenan. 5 km wunderbar beleuchtete Rambla und Kulisse von Montevideo vor unserer Nase. Einkaufsmöglichkeiten in Gehdistanz, ein traditionelles Restaurant 100 m neben dem Leuchturm … so lassen wir uns den Start gefallen.
Wenn du mehr erfahren willst, lies weiter. In den folgenden Absätzen erfährst du mehr über unsere Reise von Europa nach Südamerika auf der Grande Francia.
Fazit zur Seereise auf der Grande Francia
Ganz zu Beginn unsere Reise hat uns Giacomo Grimaudo, unser Kapitän aus Sizillien gesagt: „Cargo first. Cargo has over all Priority!“ Spätestens jetzt waren sich alle Gäste im Klaren, dass wir nicht zu einer Kreuzfahrt antraten. Diese haben wir beide bewusst nicht gesucht. Wir suchten das, was nicht alltäglich und überall käuflich ist. So fanden wir uns mit einer netten Mannschaft - was auch nicht selbstverständlich ist - auf einer grossen schlichten Insel wieder. Eine Insel, die alles hat, was man zum Leben braucht. So gerüstet fuhren wir in die weite Welt raus. Freuten uns in Hamburg nachts loszufahren. An der zauberhaft beleuchteten Philharmonie auf Augenhöhe vorbei zu tuckern und dann die 5 Wochen über Dakar nach Montevideo vor Augen zu haben.
Also: Wer eine spannende- und entspannende Reise sucht, ohne Luxus mit nicht immer top gepflegten Kabinen, ohne Rundum-Service und -Berieselung, wer weiter eine der zeitlich längsten Möglichkeiten sucht, um nach Südamerika zu gelangen, ist auf einem Frachtschiff am richtigen Ort.
Wir können es nur empfehlen … auch denen, die keinen Camper haben!
Die folgenden Zeilen sollen dir /euch einen Eindruck vermitteln, wie wir die 5 Wochen auf der Grande Francia erlebt haben. Verschiedene Punkte sind für die persönliche Vorbereitung dienlich.
18. September, an Buenos Aires vorbei nach Zerate, Argentinien
Ein Tag bei schönem Wetter, einer bei dichtem Nebel. Die Wellen und der Wind so, dass wir uns richtig auf hoher See wahrnahmen und nicht auf einem Dampfer auf dem Vierwaldstättersee. Die Francia rollte, stapfte und schüttelte, schön choreographisch auf einander abgestimmt. Alsbald war unser Stepper nicht nur ein Gerät für unser tägliches Konditionstraining, sondern auch DER Gleichgewichtstrainer. Die Bewegungen sahen nicht immer nach Joggen an Ort aus. Die Balance-Bewegungen erinnerten an Schwalben im Sturm, was wir wohlwollend akzeptierten. Denn, beim ärztlichen LKW Tauglichkeitstest wird auch das Gleichgewicht getestet...was mit zunehmendem Alter zur Herausforderung wird.
Nach zwei Tagen stehen wir vor Montevideo, Uruguay, unserem Zielhafen ganz am Schluss. Unsere südliche Lage machte sich an Deck durch viel tiefere Temperatur - 9.5 Grad - bemerkbar. Wir hängen mit vielen anderen Schiffen rum und warten einmal mehr auf die Genehmigung zur Einfahrt in den Rio de la Plata nach Buenas Aires. Um 20.00 ging es los. Bei Sonnenaufgang fuhren wir an Buenas Aires vorbei. Dann im engen Rio Parana de las Palmas Richtung Nordwesten. Dies durch wunderbare Natur rauf in den Hafen von Zerate. 12 Stunden später legten wir in Zarate an.
14. September, Paranagua, Brasilien
Ein emsiger Hafen. Wir werden ohne klare Infos vom lokalen Agenten der Grimaldi abgeholt. Es geht kompliziert organisiert in einem Bus zum Hafeneingang. Dann in einem kleinen Bus zur Einwanderungsbehörde in der Stadt. Dort verlässt uns der Agent mit all unseren Pässen. Wir warten und warten. Treten uns in einem nicht attraktiven Viertel die Füsse in den Bauch. Der Agent kommt nach langem zurück. Wir steigen wieder ein. Fahren zurück zum Hafen. Wechseln den Bus und werden zur Francia gefahren. Rumm ist der Nachmittag. Wir trösten uns damit, dass wir in den Reiseführern nichts über diese grosse Stadt mit dem gigantisch grossen sehr ordentlichen Hafen zu erfahren ist. So haben wir in der Stadt auch nichts verpasst. Es geht gegen Mitternacht weiter. Ein Schlag von drei Tagen liegt vor uns. Nächstes Ziel: Der Hafen von Buenas Aires.
12. September, 12.00, dichter Nebel vor Santos, Brasilien
09.00, das Schiff steht. Es ist feucht. Die Wasseroberfläche wie ein Spiegel. Darüber dichter Nebel. Horizontale Sicht 30-50 Meter, der Hafen geschlossen. Über uns blauer Himmel. Irgendwo da draussen ist Santos. 60 Frachtschiffe hängen an ihren Anker. Das sieht zumindest das Radar. Alle warten auf bessere Sicht und sind gespannt darauf, wer im kommenden Poker „Wer wird schneller in den Hafen von Santos begleitet“ gewinnen wird. Die meist gehörten Antworten - in nettem süditalienischem Englisch - waren während all den Wochen: „We don‘t no precisely", „We are not shur“, und „May be", so auch heute.
Am Rande bemerkt: Es ist günstiger ausserhalb des Hoheitsgebiets eines Landes rumzukurven und dabei Schweröl zu verbraten, als in dessen Hoheitsgebiet vor Anker zu liegen.
11.00: Es klart auf… wir fahren. Bald darauf macht es wieder zu, wir stehen. 14.30 fahren wir wieder bis wir wieder stehen. So geht es bis 22.00 weiter … der Poker mit dem Wetter, möglicherweise auch mit den Lotsen ist in vollem Gange. Unsere Frage an die Crew: „Können wir einen Rundgang in der Stadt machen, während das Schiff später ent- und neu beladen wird?“ Die Antwort: „May be“ 😊
07.00 !!! fahren wir in Santos bei Regen ein. Der erste Eindruck ist durch Nebel und Regen getrübt. Armenviertel gehen Hand in Hand mit modernen Vierteln. Alte, heruntergekommene Hafenanlagen warten auf Investoren. Die andere Seite von Brasilien? Im Hafen dann Hektik. RoRo-Klappe auf, Mercedes, grobe Maschinen und Fahrzeuge raus. Fiat zu 100erten rein. Drei Monsterkranen, mit bis zu 75 Tonnen Hubkraft ent- und beladen Container in Windeseile. Sprit zum Weitertuckern gibt’s auch. 13. September, um 22.00, legt die Grande Francia wieder ab – es geht weiter nach Süden. Wetter und kurzes Zeitfenster luden nicht zum Spazieren ein. Der erste und triste Eindruck der Stadt, wurde bei der Ausfahrt durch die warme Beleuchtung der Stadt etwas korrigiert. Wenig Licht haben die Armenviertel entlang dem Fluss. In Gedanken sind wir bei all den Menschen, in ihren schäbigen Behausungen. Bei denen die Nacht nicht Freude und Erholung bedeuten, sondern Gedanken wälzen „Wie werde ich den nächsten Tag überstehen“.
10. September, Rio de Janeiro, Brasilien
Ein Déjà vue wie bereits in Santo. Auch Rio sahen wir lange durch den Dunst. Rumkurven war wieder auf dem Tagesplan. Aber was solls, wir haben ja Zeit. Am frühen Morgen um 06.00 gings dann los. Eine Imposante Fahrt entlang der Stadt der Träume in den Grossen Hafen. Die Zeit war für uns zu knapp, als dass wir einen Landausflug unter die Füsse nehmen wollten. Wir kommen 2020 definitiv wieder. Und dann mit viel, viel mehr Zeit!
8. September, Vitoria, Brasilien
In Vitoria erhielten wieder keinen Slot. Also war wiederum rumkurven in Sichtweite der Stadt angesagt. Halb so schlimm Wale verkürzten uns die Zeit. Dass wir gestern und heute so viele Wale beobachten konnten, hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Schade: Sie sprangen selten dann und dort, wohin wir unsere lauernden Blicke und Objektive richteten. Und wenn sie sprangen, hatte das Objektiv die falsche Längeneinstellung …und das ganze Spektakel endete mit einem Pflatsch und nur noch spritzendem Wasser auf dem Bild. Aber wie sagt Silvia immer: Mann kann ja schönes auch einfach im Kopf und Herzen speichern - und damit bin vor allem ich angesprochen. Und das wiederum gelang mir an diesen beiden Tage prächtig.
Tags darauf wurden wir im Morgengrauen vom Lotsen abgeholt. Als wir im Fluss in den Hafen fuhren, verschlug es uns den Atem. Dieser Hafen ist auch für gestandene Seefahrer das, was für Piloten Flughäfen im Himalaya sind. Enger geht es wirklich nicht mehr … und gerade das ist es, was Vitoria so speziell macht. Das wenige was wir dann zu Fuss von der Stadt sahen, war auch nicht ohne. Auch nicht die Caipirinhas. Zumindest am Anfang ging es mir noch gut. Auf dem Schiff dann definitiv nicht mehr. Das Abendessen und die Ausfahrt Richtung Rio verschlafe ich.
6. September, Porto Suape, Brasilien
Ab 04.30 sehen wir zu unserer Rechten in der Ferne ein Meer von Hochhäusern. Von der aufgehenden Sonne verwöhnt, ragen sie mystisch rot aus dem Bodennebel an der Küste und kratzen sprichwörtlich am Himmel. Wir nähern uns dem ersten Hafen in Brasilien. Drei Stunden später hängen wir an der Leine. Zwei Schlepper bringen uns in den Porto Suape. Die Ordnung und Organisation in diesem Hafen, entsprechen einem Kontrast von 180 Grad, zu dem Chaos von Dakar. Es werden 100erte, in Brasilien gefertigte Fiat Pickups geladen. Um 22.00 ging es weiter Richtung Süden. Der nächste Hafen wird Vitoria sein.
3. September, am Äquator
Um 13.30 sind wir am Äquator. Fast gleichzeitig sehen wir das erste Schiff seit zwei Tagen. Ein einsamer, fast leerer Container-Frachter kommt uns in 20 km Entfernung entgegen. Und schon bald sind wir wieder allein unterwegs, wie uns scheint. Nicht einmal Kondensstreifen am Himmel sind zu entdecken.
31. August, Weiterfahrt nach Brasilien
Wir stellten uns heute darauf ein, nochmals eine Nacht an Bord im Hafen von Dakar zu verbringen. Am späten Nachmittag ging eine leichte Bewegung durch die Grande Francia und wir realisierten, dass sie sich langsam begann zu bewegen. Alle Gäste kamen nahezu gleichzeitig auf dem Oberdeck bei der Brücke an und genossen die Ausfahrt aus Dakar, vorbei an Goree in Richtung Rio. Ja, auf einer Kreuzfahrt würde so etwas per Lautsprecher angekündigt. Auf der Grande Francia heisst das Motto wie bereits erwähnt: „Cargo first“! Das hat auch seinen Reiz.
28. bis 31. August, Dakar und Goree, Senegal
Dakar haben wir zu Fuss erkundet. Eine Stadt in der sich Chaos und Moderne, Armut und Reichtum die Hand geben.
Die rund gebaute alte Markthalle im Zentrum, ist eindrucksvoll und offenbart unseren Nasen eine Reise der besonderen Art. Stell dir vor du bist bei uns: Die Stände gegen Aussen sind einladend hergerichtet. Imposant mit wunderbarem Gemüse und Früchten aufgetürmt. Optisch wirklich eindrucksvoll. Aber etwas liegt in der Luft… je weiter du ins Zentrum der Halle vordringst, ist deine Nase gefordert. Es ist das reichhaltig angebotene Fleisch, welches dauernd von Fliegenschwärmen befreit werden muss. Dazwischen liegen Händler am Boden die ihren Mittagschlaf geniessen … oder vom Gestank ohnmächtig geworden sind. Du entdeckst kein Eis weit und breit, die das ganze Angebot frisch halten könnte. Und dann im Herzen der Halle: Der Fischmarkt. Deine Nase - in Zusammenarbeit mit deinem Hirn - stellen auf Alarm. „Wo ist der Ausgang – frische Luft?“ Wir entdeckten den Ausgang. Nichts kann uns mehr zurückhalten. Draussen atmen wir erleichtert tief frische,… frische?‘‘, … na sagen wir doch einfach „atmen wir erleichtert Luft ein“. Um die Halle herum unzählige kleine Verkaufsstände aller Art, fliegende Händler, Barbiere, etc, vermitteln das spannende Africa feeling, wie es in tausenden Städten und Dörfern in Afrika anzutreffen ist.
Wir wurden in keinem der ärmlichen Quartiere belästigt. Strassenverkäufer und wenige die bettelten, hielten inne, wenn wir „Nein“ signalisierten. Im kleinen Business-Viertel gab es neben Banken, AireLine Büros, alles was es bei uns auch gibt. Ebenso gute und teure Restaurants und Wohnungen für die privilegierten Einheimischen und Ausländer. Dies zum Teil in neuen Hochhäusern mit spannender Architektur. Wir entdeckten eine französische Patisserie/Bäckerei vom Feinsten. grossräumig, sauber und mit einem Angebot, wo sich selbst Sprüngli warm anziehen muss.
Goreé: Mit einem kleinen Zubringer-Schiff fuhren wir auf die geschichtsträchtige Insel Gorée. Eine kleine Insel, mit schöner Architektur aus der Kolonialzeit - die zwischen Niedergang und Aufpäppeln hin und her gerissen wird. Allem voran aber ein Ort mit Geschichte, die sehr, sehr betroffen macht. Wir bewegten uns auf Wegen und Plätzen, auf denen Menschen vor noch gar nicht so langer Zeit, schlimmer als Vieh behandelt wurden. Gorée war über Jahrhunderte DER Marktplatz, auf dem hemmungslos und ohne Erbarmen Menschen gehandelt und dann vor allem nach Amerika als Sklaven verschifft wurden. www.ildegoree.org. Schon damals standen Geldgier und die darin verstrickte Kirche - mit Ihrem unübersehbaren Sitz auf der kleinen Insel Gorée - Pate. Das Elend der auseinandergerissenen Familien und einzelnen Geschöpfen war kein Thema.
Heute ist Goree UNESCO Weltkulturerbe und die touristische Attraktion Nr.1 in Senegal. Hierher gesellen sich auch viele Strassenverkäufer, die sich im Gegensatz zu Dakar, schwertun aufzugeben, wenn du „Nein danke“ sagst.
Der 19. August - der lang ersehnte Termin!
Der 19. August - der lang ersehnte Termin - ist da. Alles ist im Expi festgezurrt. Die Fenster mit den Metall-Abdeckungen und die Aussenkisten fest verschlossen. Die Utensilien, die wir an Bord der Grande Francia während den nächsten Wochen benötigen sind in Taschen gepackt. Unser neuen Sportutensilien - sind auch dabei. Wie sich später noch zeigen wird, die richtige Entscheidung.
Also ab in den Hafen. Gleiches Hafenbecken, gleiche Behörden wie 2018 nach Canada. Die Formalitäten sind diesmal weniger aufwändig. Auch viel einfacher als uns von Seabridge angekündigt wurde und wie wir es ein Jahr zuvor nach Canada selbst erlebt haben.
Wir fuhren unser Fahrzeug selbst an Bord. Die Plätze wurden uns im dritten Obergeschoss zugewiesen. Nichts wurde kontrolliert: einfach reinfahren, parken, alles raus was wir mit in die Kabine nehmen wollten … das wars. Nach dem Eindunkeln ging es los:
Wir fuhren aus Hamburg raus und genossen „Hamburg by Night“. Vorbei an der Philharmonie auf Augenhöhe.
Wir: Das heisst Regina und Rolf aus Deutschland mit ihrem Mercedes Lkw-Camper. Ursula mit Fritz aus Kölliken mit ihrem neuen Iveco-Bimobil, von Tartaruga, ausgeliefert. Beide Paare starten wie wir, ihre mehrjährigen Reisen in Montevideo. Dann gings rauf in den zwölften Stock, wo sich die Kabinen, Aufenthaltsraum, Küche, Speisesaal, etc. befinden – kurz gesagt alles wo sich das Alltagsleben für uns Passagiere in den nächsten Wochen abwickelt.
Dort trafen wir die bereits in Antwerpen zugestiegenen 6 weiteren Mitreisenden. Robin und Stefan: Ein junges Paar aus Leissingen, dass sich nach der Grundausbildung und dem Gymi eine Auszeit von einem Jahr in Südamerika gönnen. Sie sind mit einem selbst ausgebauten Ford-Transit unterwegs. Graciella, Olivier mit ihren beiden Söhnen Maxim und Arthur, 12 und 14 Jahre alt. Sie in einem VW Bus mit Hubdach unterwegs. Ihre Reise um die Welt, mit Ziel Frankreich, starteten sie an ihrem letzten Wohnort in La Réunion im indischen Ozean. Interessantes Detail: Die Familie buchte direkt bei Grimaldi. Ihre Gasflasche und der Treibstofftank waren randvoll. Sie wurden über Restriktionen was im Fahrzeug nicht mitgeführt werden darf, nicht informiert.
Insgesamt eine spannende Gruppe, wie sich in den nächsten Wochen herausstellte.
Das Schiff
Die Grande Francia wurde 2002 von Grimaldi in Palermo registriert und in Betrieb genommen. Es ist eines von noch 7 Schiffen der gleichen Bauart. Bis vor kurzem waren es acht. Die Grande Amerika sank vor kurzem, verursacht durch einen Grossbrand, vor der französischen Küste. Die Grande Nigeria war während unseres Aufenthaltes in Dakar, dort im Hafen blockiert, weil grosse Mengen Drogen an Board gefunden wurden. Die Geldforderung seitens Senegal ist wie wir hörten astronomisch hoch, daher liegt das Schiff seit drei Monaten dort. In einem weiteren Schwesterschiff wurden in Hamburg kürzlich ebenfalls Drogen gefunden. Je nach Routen die gefahren werden, bleiben Drogen- und Piraten die Sorgenkinder aller Redereien.
Die Dimensionen der Grande Francia
214 m lang, 32m breit und 55m hoch. Der Tiefgang ist rund 9.5 m. Ein 8 Zylinder Motor mit 21‘000 PS sorgt für Antrieb und eine Geschwindigkeit von bis zu 17 Nkn. Also rund 35 km/h. Zur Steuerung im Hafen gibt es vorne und hinten je eine Heckstrahl-Turbine, mit je 2000 PS. Weiter sind ein Wellengang-Generator mit 1000 KW und zwei Generatoren für für Notfälle – wie Maschinenausfall des Hauptmotors verbaut.
Wenn du auf der Brücke stehst, runterschaust, die Dimensionen aufnimmst, denkst du: „Was für ein Koloss!“ Die Tatsache ist, dass ein Schiff mit diesen Dimensionen mittlerweile zu den kleineren Frachtern gehört. Die neue Generation bringt es auf über 400 m Länge.
Die Maschine läuft 24 Stunden am Tag. Unabhängig ob das Schiff tagelang am Anker hängt, im Hafen ent- und beladen wird. Oder blockiert ist wie die Grande Nigeria die neben uns in Dakar lag.
Pro Tag werden, wenn das Schiff unter Volldampf steht 50 Tonnen Treibstoff verbraten. In den Häfen, der Nordsee, dem Ärmelkanal wird Diesel eingesetzt. Weiter draussen wird auf Schweröl umgestellt. Eine zähe Masse, nahezu dick wie Teer. Diese muss zur Verflüssigung erhitzt, dann in einer Zentrifuge vor grober Schlacke befreit werden. Erst, dann darf die hässliche Suppe die Zylinder antreiben. Die Feinstaubbelastung ist an Bord gering. Der Wind treibt die Partikel weit raus. Gröbere fluguntaugliche Brocken, von denen gibt es mehr als genug, sammeln sich auf Deck und werden von den Philippinos ins Meer gekärchert.
Jeden Tag einmal, wird das System unter Volldampf, mittels chemischer Injektion, durch grobe Hitzeentwicklung „gereinigt. Zu sehen sind kurzfristig fette schwarze Wolken. Die Kohle, die sich durch die Verbrennung des Schweröls in den Zylindern, den Wänden der Abgasrohre und im Kamin festsetzt, wird in Form von kleinen Kügelchen in grossen Mengen ausgestossen. Dabei sind die Philippinos gefragt, wenn Fahrzeuge auf dem obersten Deck unter freiem Himmel abgestellt sind. Sie spritzen während dem Prozess mit zwei Feuerwehrschläuchen Meerwasser in die Luft. So wird die Verbreitung der Rückstände auf den Fahrzeugen und dem Schiff etwas eingedämmt: Je nach Windstärke und -richtung gelingt dies mehr oder weniger. Zu sehen ist das Ergebnis an den schwarzen Rückständen an Deck und Boden. Bei Unachtsamkeit bis in die Kabinen und auf unseren Kleidern.
Frischwasser wird aus Seewasser durch Kondensation gewonnen, bis zu 10.000 Liter pro Tag.
Zwei eigene grosse Liebherr-Kranen, dienen zur Be- und Entladung der Container in Häfen, die keine oder zu wenig Infrastruktur dafür haben.
„Cargo first“
Was wurde in Hamburg geladen? Viele Container, deren Inhalt wir nicht abschätzen konnten.
Wunderbare neue Fahrzeuge. Mercedes; Porsche, BMW, etc. vom Feinsten. Deren Bestimmungsorte finden sich hauptsächlich in Südamerika. Dann vor allem PWs und LKWs die bei uns als „Schrott“ gelten. LKWs, beladen nochmals mit einem LKW und oben drauf als Sahnehäubchen einen PW … oder etwas das so aussieht. Alle freien Plätze sind gepackt mit Reifen, die noch bis zu stolzen 1 mm Profil ausweisen. In Dakar ausgeladen wird alles in Hafennähe an Händler weitergegeben. Wenn du in Dakar Tage Zeit hast, von weit oben das Treiben im Hafen zu beobachten, kommst du ins Grübeln. Da wird zum Beispiel auch ein Sattelschlepper ausgeladen, gefüllt mit grossen gebrauchten Matratzen. Diese stehen – es ist Regenzeit in Dakar – Tage im Regen. Ein Plastik wäre zu teuer, um diese vor der Abreise aus Europa abzudecken. Dass es Menschen in Europa gibt, die aus diesem Schrott-Handel Profit schlagen, ist uns unerklärlich: Dass es von Gesetzeswegen erlaubt ist noch mehr?
Das Leben auf der Grade Francia
Das Leben an Bord ist angenehm. Dies ist auch der unserer Crew zu verdanken, die hilfsbereit und sehr nett ist. Ebenso dem meist sehr ruhigen Meer. Durchs Band nur bestes Wetter mit Sonnenuntergängen à discrétion. Silvia und ich hatten vorab Bedenken, dass die 360 Grad-Sicht mit Wasser, Wasser und nur Wasser langweilig werden wird. Dem war nicht so. Im Gegenteil: Zu Beginn lief auf dem Wasser sehr viel. Auf der Strecke von HH bis auf die Höhe Gibraltar, fuhren wir in endlosen Konvois. An England, Frankreich und Portugal entlang in Richtung Nordafrika: Wir überholten wurden überholt und hatten auch in sicherer Distanz enormen Gegenverkehr. Der Unterschied zur Autobahn: Keine Staus. Sahen tausende Windkraftwerke, Oelplattformen und beobachteten fliegende Fisch-Schwärme, Delfine und Wale.
Ab Höhe Afrika wurde es ruhig. Wir waren kaum noch in Sichtweite mit anderen Schiffen und ab Mauretanien oft ganz allein. Selbst das Radar ortete keine anderen Schiffe mehr. Wir gewöhnen uns schnell an das grenzenlose Wasser und genossen Wetter- und Tageszeitabhängig alle Farben des Spektrums. Und dies nicht nur in Form von wunderbaren Regenbögen. Gold und Silber fehlte nicht und wer hätte es gedacht - auch die Farbe Blau in all seinen Schattierungen war präsent. Wir entspannten uns schnell, fanden innere Ruhe durch langes Schlafen, Rumhängen auf dem Deck, Lesen und Spanisch lernen. Ab Woche zwei träumten wir jede Nacht. Wir beide träumten so viel, wie wir in den letzten Jahren es nicht mehr taten.
Zum Essen mussten wir dreimal pünktlich antraben. Sonst „wetterte“ der Koch – sechzig Jahre jung, fährt 25 Jahre zur See und will trotz Pensionsalter nicht aufhören zu kochen. Auch er stammt aus Sizilien. Er ist jeweils 5 Monate auf dem Schiff, dann 1 in Brasilien und 6 auf Sizilien. Seine abwechslungsreiche und gute Küche, erforderte einen Explosions-Schutzplan. Alles begann am Morgen mit einem reichhaltigen Frühstück, drei Stunden später folgte ein Viergänger. Und am Abend kurz nachdem das Platzen erfolgreich abgewendet werden konnte, gab es wieder einen Viergänger. Einen Gang auszulassen erfordert Kreativität in der Warum-Argumentation. Mineralwasser und Wein waren gegeben. Nur der Verdauungs-Grappa als Begleiter zum Espresso – der aus der echt italienischen Kolbenmaschine kam - mussten wir uns aus dem Tresor des Kochs erkaufen. Übrigens: Sein wöchentlicher Pizza-Abend ist legendär. Wie wir über die verschiedenen Pizzen herfielen, lies Erinnerungen an Felinis „Das grosse Fressen“! aufkommen.
Der Zustand des Fitness-Studios, löste beim ersten Anblick das herunterklappen der Kinnlade aus. Der fensterlos heruntergekommene und schmuddelige Raum, lud nicht wirklich zum Verweilen ein. Die meisten Geräte sind schwer angeschlagen oder gar nicht funktionstauglich. Alles zu reparieren hätte Tage erfordert, zumal das meiste sich gar nicht mehr zu reparieren lohnt und auch nicht der Job der Passagiere ist. Wir beide waren froh, dass wir unsere eigene Infrastruktur - StringLine, TerraBand, Matte für Bodenübungen und X-iser (Stepper) dabeihatten. Wir nutzten diese täglich diszipliniert.
Ab Dakar war das oberste Deck unter freiem Himmel von all den Schrott-Pw‘s befreit. So gab es viel Platz zum Verweilen. Und dies bei wunderbarer Aussicht, 45 m über dem Wasser.
Einrichtung auf der Grade Francia
Die Einrichtung erinnert an die Siebziger-Jahre. Die Francia selber wartet in ihrem Innersten sehnlichst auf eine Refresher-Aktion.
Wir empfehlen die Poket-Werkstatt von Victorinox in die Kabine mitzunehmen. Es lässt sich das Eine, oder Andere im Zimmer damit richten. Ebenso empfehlen wir den kleinsten Wasserkocher (UNOLD), um sich zwischendurch einen Tee oder Kaffee brauen zu können… und die Kopfkissen aus dem Camper.
Wenn wir gerade beim Bunkern sind: Silvia hat auf Anregung anderer Reisenden, ein kleines Reinigungs-Set inkl. Gummihandschuhen aus dem Camper zusammengestellt. So konnten wir vor dem Auslaufen in HH und zwischendurch Nasszelle, Toilette, Schlaf und unseren Wohnraum „aufmöbeln“. In der Kabine wird täglich der Boden gereinigt, wir konnten mit unseren Utensilien etwas nachhelfen. Unterwegs gab der einzige Staubsauger den Geist auf. Ein echtes Problem für den netten Jungen, der für die Kabinenreinigung und den Service der drei Mahlzeiten verantwortlich zeichnete. Die kleinen Teppiche, die im Begriff waren sich aufzulösen, haben wir zusammengerollt und für die Dauer unserer Reise „versteckt“. Die, die noch taugten, einem langen Bad in der Wanne ausgesetzt. Das erste Wasser erinnerte farblich an ein Fango-Packung.
Frische Bett- und Frottee-Wäsche gibt es genug. Waschmaschine- und Tumbler sind inklusive Waschmittel, jederzeit frei zu nutzen. Diese Tatsache erleichtert das packen der eigenen Wäsche: Reduce to the max. Trotzdem, gut beraten ist wer verschiedenen Schichten griffbereit hat. Wir fuhren im Sommer in Europa ab, überquerten den Äquator und kamen im auslaufenden Winter an. Im Notfall kann in Begleitung eines Crew-Mitglieds im Fahrzeug etwas geholt werden.
8.August: Südamerika wir kommen....los gehts!
Nach einem eher hektischen Abschluss in der Schweiz, fuhren wir am 8. August endlich Richtung Norden. Haben das erste Mal unter anderem auch Münster - eine wunderbare Stadt – genossen. Vier Tage vor der geplanten Abfahrt trafen wir in Hamburg ein und haben wie alle Jahre zuvor, wieder einen Platz direkt an der Elbe am Fischmarkt, neben der St. Pauli Strandbar www.strandpauli.de mit ihrer super Küche ergattert. Wenn auch an den Wochenenden etwas laut – ist er durch seine Nähe zu den Landungsstegen, dem Blick auf die prachtvolle Philharmonie und der kurze Weg in die Innerstadt und Hafen-City, das was uns Jahr für Jahr begeistert. Nun sind es für Jahre neue Plätze, die uns sicher auch in ihren Bann ziehen werden.